Der Wald kann vieles: Er hat diverse Funktionen und ermöglicht zahlreiche Leistungen. Das heisst, er übt eine Schutzfunktion aus, er kann aber auch genutzt werden. Die konkreten Leistungen werden als Waldleistungen oder auch Ökosystemdienstleistungen bezeichnet.
Was der Wald alles leistet
Der Schweizer Wald hat die grössten Holzvorräte in Europa. Die Holznutzung ist geringer als der Holzzuwachs, weshalb das nachhaltige Holznutzungspotenzial aktuell nicht ausgeschöpft ist [1]. Die Forst- und Holzwirtschaft sorgt in der Schweiz für 0.7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Knapp 6’200 Personen sind in der Forstwirtschaft und über 80’000 Personen in der Holzwirtschaft beschäftigt. [2] Die Leistung des Waldes für die Erholung wird von WaldSchweiz auf 2 bis 4 Mrd. Franken pro Jahr geschätzt. Der Wald bietet aber auch Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Rund 40 Prozent der einheimischen Tier- und Pflanzenarten leben im Wald. Der Schweizer Wald nimmt pro Hektar und Jahr netto rund 2 Tonnen CO2 auf. Damit kompensiert er knapp ein Fünftel der CO2-Emissionen aus dem Verkehr. [3]
Waldleistungen für uns Menschen
Die Waldfunktionen sind die Aufgaben, die der Wald als Ökosystem erfüllt, etwa die Nutzfunktion. die Schutzfunktion und die Wohlfahrtsfunktion. Sie sind eine Voraussetzung dafür, dass der Wald bestimmte Leistungen für den Menschen erbringen kann. Die Waldleistungen können wirtschaftlicher und sozialer Art sein oder gesundheitlichen und psychischen Nutzen stiften. Beispiele dafür sind Erholung, frische Luft zum Atmen oder die Produktion von Holz. [3] Viele der Leistungen stehen den Schweizerinnen und Schweizern frei zur Verfügung.
Während der Wald die Waldfunktionen ausübt, erbringt er oft nicht direkt sichtbare Waldleistungen. Ein Merkblatt des Bundesamtes für Umwelt BAFU erläutert diese beiden Begriffe im Detail [4]. Die folgende Abbildung zeigt eine vereinfachte Darstellung der Waldfunktionen im inneren Kreis und einer Auswahl an Waldleistungen im äusseren Kreis.
Die wesentlichen Waldfunktionen sind:
- Nutzfunktion: Der Wald kann als Produzent von Holz und anderen Waldprodukten wie Beeren, Pilzen oder medizinischen Pflanzen genutzt werden.
- Schutzfunktion: Der Wald schützt uns Menschen und unseren Lebensraum vor Naturgefahren wie Steinschlag, Lawinen, Rutschungen oder Hochwasser.
- Wohlfahrtsfunktion: Der Wald bietet einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen und trägt zu unserer Gesundheit und Erholung bei. Ausserdem übernimmt der Wald Aufgaben wie Immissionsschutz oder filtert und speichert Wasservorräte.
Unter den Waldleistungen sind die direkten und indirekten Leistungen des Waldes für die Bevölkerung zu verstehen.
Gewisse Waldleistungen, so die Sauerstoffproduktion oder das Speichern von Kohlenstoff, werden von allen Wäldern erbracht, von Urwäldern wie von Nutzwäldern. Durch die Pflege des Waldes und wenn Holz für den Bau von Gebäuden, Möbeln u. v. m. verwendet wird, kann die Kohlenstoffspeicherung optimiert werden. Gewisse Leistungen, zum Beispiel die Holznutzung oder die Schutzfunktion, sind dagegen nur in bestimmten Wäldern gegeben.
Auf der Website ‹waldnutzen.ch› wird zur Erläuterung der Zusammenhänge zwischen der Verwendung der Ressource ‹Holz› und den Waldleistungen der Fokus hauptsächlich auf Nutzwälder gelegt.
Waldleistungen im Detail
Die Waldleistungen können in Versorgungsleistungen, Regulationsleistungen sowie kulturelle Leistungen unterteilt werden: [3]
Die Versorgungsleistungen des Waldes dienen der materiellen Versorgung des Menschen. Der Wald produziert zum Beispiel stoffliche Biomasse wie Stamm- oder Industrieholz, Energieholz sowie Nicht-Holz-Waldprodukte wie Beeren, Pilze oder Heilpflanzen. Der Wald stellt uns Menschen auch Trinkwasser bereit. Er speichert nicht nur viel Regenwasser, sondern filtert rund 40 Prozent unseres Trinkwassers. [3]
Der Wald hat einen regulierenden Einfluss auf Umweltsysteme wie das Klima oder den Wasserkreislauf, was unter dem Begriff der Regulationsleistung zusammengefasst wird. Der Wald reguliert das Klima, indem er Sauerstoff produziert, Luftschadstoffe wie Staub herausfiltert oder an Hitzetagen eine Kühlung um bis zu 4 Grad erreicht. Ausserdem nimmt der Wald Kohlendioxid (CO2) aus der Luft auf und speichert den Kohlenstoff im Boden und im Holz, gibt dabei Sauerstoff (O) ab und trägt so zum Klimaschutz bei. [3] Die Schutzfunktion, also der Schutz von Menschen und Gütern durch den Wald, zählt ebenfalls zu den regulierenden Leistungen.
CO2-Leistungen von Wald und Holz
Der Wald erbringt eine grosse kulturelle Leistung. Dies zeigt sich in den immateriellen Wirkungen des Waldes, aus dem die Menschen einen gesundheitlichen, psychischen oder spirituellen Nutzen ziehen. Der Wald bietet Raum für Erholung, Entspannung, Sport und Abenteuer, auch für die Stimulierung und Wahrnehmung der Sinne, für Kultur, Kunst und kulturelles Erbe oder Spiritualität und Religion. Der Wald prägt das Landschaftsbild und erlaubt eine schöne oder ansprechende Erfahrung, zum Beispiel mit Vogelgezwitscher und viel Grün. Der Wald kann als Erholungsraum, als Inspirations- oder Ruhequelle sowie als Treffpunkt für Menschen dienen. [3]
In einer schweizweiten Umfrage durch das Bundesamt für Umwelt BAFU im Jahr 2022 wurden die Teilnehmenden nach ihrer Einschätzung der verschiedenen Waldfunktionen gefragt. Die Befragten empfinden es als besonders wichtig, dass der Wald den Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet, Siedlungen und Infrastrukturen vor Naturgefahren schützt und Sauerstoff produziert. Darüber hinaus werden die Bindung von CO2 und der Beitrag zum Klimaschutz als relevant erachtet. Auch die Leistung als Holzproduzent und die Nutzung als Ort für Sport, Freizeitgestaltung und Erholung werden wertgeschätzt. [7]
Damit der Multifunktionskünstler ‹Wald› alle diese Leistungen für die Schweizerinnen und Schweizer erbringen kann, ist die Pflege durch kompetente Forstleute erforderlich. Sie beraten und unterstützen Waldbesitzende. Und sie sorgen für die fachgerechte Planung und Ausführung der geeigneten Massnahmen.
Waldbiodiversität ist die Grundlage
Die Waldbiodiversität gilt als Grundlage für einen nachhaltig stabilen Wald. Die Erhaltung und Förderung der Waldbiodiversität ermöglicht es, dass der Wald eine Vielzahl an Waldfunktionen (Multifunktionalität) und Waldleistungen erbringen kann. [8]
Die Waldbiodiversität bezeichnet die Vielfalt der Arten und Lebensräume, die in einem Waldökosystem vorkommen. Es umfasst eine breite Palette an Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Mit dem Begriff der Vielfalt ist nicht nur die Anzahl an verschiedenen Arten gemeint, sondern auch die genetische Vielfalt innerhalb einzelner Arten. [8]
Jede Art hat unterschiedliche Ansprüche an ihren Lebensraum. Viele Arten sind etwa auf genügend Licht im Wald angewiesen. Der Gelbringfalter ist zum Beispiel eine solche Art in sogenannten lichten Wäldern. Um ihn und andere Lebewesen zu fördern, pflegen die Forstleute den Wald gezielt und nutzen das Holz. [8]
Die erwarteten Klimaveränderungen und eine intensivere gesellschaftliche Nutzung erhöhen den Druck auf den Wald. Damit der Wald langfristig erhalten bleibt und seine Waldleistungen erbringen kann, muss er eine hohe Widerstandsfähigkeit (Resistenz) und Anpassungsfähigkeit (Resilienz) aufweisen. Die Vielfalt der Strukturen, Genressourcen und Artenzusammensetzung verbessert die Resilienz des Waldes. [4] Die Forstleute sorgen mit der Waldaufsicht und Waldpflege dafür, dass die Waldfläche erhalten bleibt und der Wald gesund ist.
Quellen
[1] Bundesamt für Umwelt BAFU | Steckbrief Schweizer Wald. 19.07.2023.
[2] Bundesamt für Umwelt BAFU | Jahrbuch Wald und Holz (PDF, 6 MB, 02.03.2023).
[3] WaldSchweiz | Ökosystemleistungen des Waldes.
[4] Bundesamt für Umwelt BAFU | Merkblatt zu Waldfunktionen und Waldleistungen.
[5] WaldSchweiz | Waldleistungen: Trinkwasser.
[6] WaldSchweiz (2019) | Faktenblatt Trinkwasser aus dem Wald.
[7] Bundesamt für Umwelt BAFU (2022)| WaMos 3.
[8] Scherer-Lorenzen, Michael | Die funktionelle Bedeutung der biologischen Vielfalt in mitteleuropäischen Wäldern. In R. Bollmann (Hsg.) Forum für Wissen 2020. Biodiversität im Schweizer Wald. WSL-Bericht 100, S. 7–14.