Berglodge37

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Die Berglodge37 präsentiert sich als ein Ort der Erholung und Bildung, der nachhaltig mit Mondholz aus den Urner Eggbergen erbaut wurde. Das Holz stammt aus dem lokalen Wald, der eine wichtige Nord-Süd-Verbindung der Schweiz schützt.

Ein Seminarzentrum, gefertigt aus einheimischem Mondholz, welches aus den benachbarten Schutzwäldern stammt.
© Berglodge37. Foto: Valentin Luthiger

Ein nachhaltig gebautes Seminarzentrum

Wer Erholung sucht oder sich verschiedenen Gesundheitsthemen in einem Seminar widmen möchte, ist in der Berglodge37 am richtigen Ort. Ein atemberaubender Blick auf den Urnersee ist hier inbegriffen. Seit dem Jahr 2022 begrüssen Ruth Koch und Martin Reichle Gäste in diesem umfassend nachhaltig errichteten Seminar- und Erholungszentrum in den Urner Eggbergen auf einer Höhe von 1’500 Meter über Meer. Die besondere Zahl ‹37› repräsentiert 37 Wochen Seminarangebote, 37 Betten und eine Mindestaufenthaltsdauer von 37 Stunden. [1]

Nachhaltigkeit im Bau, das betraf unter anderem die Wahl des Schweizer Holzes, den Einsatz von unbehandeltem Holz, aber auch die Umsetzung des Baus als kreislauforientierte Konstruktion. Die Berglodge setzt sich aus drei getrennten, mehrstöckigen Baukörpern zusammen, die durch überdachte Wege miteinander verbunden sind. Abgesehen von den Betonfundamenten sind alle drei Gebäude in Holzbauweise errichtet. In der Planung wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die Berglodge37 sich in die Umgebung mit den vorhandenen Gebäuden baulich einfügt. Dies wurde durch die Abstände zwischen den Baukörpern, die Neigung der Dächer und die Verwendung von Vordächern erreicht. [2]

Kleiner CO2-Fussabdruck und Arbeitsplätze

Mit der Verwendung von Schweizer Holz können die Treibhausgasemissionen erheblich verringert werden. Dies wies auch ein ETH-Student mittels Ökobilanzierung in einer Studie nach: Da in der Berglodge37 Schweizer Holz verwendet wurde, betragen die Emissionen nur etwa die Hälfte im Vergleich zur Verwendung von Holz aus Osteuropa. [2][3]

Bauherr Martin Reichle legte grossen Wert auf regionale Wertschöpfung und kurze Transportwege. Dabei kam ein Teil des Holzes direkt aus dem nahegelegenen Gruonwald. Das weitere Holz wurde von lokalen Säge- und Verarbeitungsbetrieben verarbeitet und geliefert. Einzig die Dreischichtplatten, die bislang noch nicht in der Schweiz produziert werden, mussten aus dem Ausland bezogen werden. Damit wurde die Berglodge37 zu 91 % aus Schweizer Holz errichtet und dafür mit dem Label ‹Schweizer Holz› ausgezeichnet. [2][3] Die regionale Holzverarbeitung in der Zentralschweiz ermöglichte knapp sechs Personen Arbeit für ein Jahr. [4]

In der Berglodge37 wurden über 375 Kubikmeter Schweizer Holz verbaut. [2] Der Erlös dieser Holzmenge entspricht den Kosten für die Pflege und der Erhaltung einer Waldfläche von circa sieben Hektar oder gut neun Fussballfeldern innerhalb eines Jahres. Die CO2-Senkenleistung dieser Waldfläche beträgt jährlich ca. 13 Tonnen CO2, dies entspricht knapp 90’000 Kilometern Autofahrt oder mehr als einer zweimaligen Umrundung der Erde. Diese Waldfläche produziert zudem jährlich über 20 Tonnen Sauerstoff netto. [4]

Die Bauherrschaft in die Abläufe integrieren

Der Idee des lokalen Holzbauunternehmers Hermi Herger von Gotthard Holzbau in Flüelen, Holz aus dem nahegelegenen Gruonwald zu nutzen, stimmte Bauherr Martin Reichle von Anfang an zu. Der Holzbedarf wurde aufgrund der Entscheidung abgeschätzt, dieses Holz für den Dachstuhl, die Geschossdecken, die Fassade sowie den Innenausbau und die Möbel zu verwenden. Danach wurden die zuständigen Forstverantwortlichen und die örtliche Sägerei kontaktiert. [5] Das Holz für die Verarbeitung ins Tal zu transportieren, wäre sehr aufwändig gewesen. Daher wurde das Holz vor Ort mit einer mobilen Säge bearbeitet. So konnten die Transportwege erheblich verringert und damit CO2 eingespart werden. [6]

Der Holzbauunternehmer integrierte die Bauherrschaft in alle weiteren Schritte, angefangen von der Begehung mit dem Förster im Wald bis hin zur Verarbeitung mit der mobilen Säge vor Ort.

Rückblickend berichtet Holzbauunternehmer Hermi Herger, dass eine Vorlaufzeit von neun bis zwölf Monaten ausreichend war, um das gewünschte Holz aus dem nahegelegenen Gruonwald zu beschaffen. [5] Und Hausherr Martin Reichle sagt: «Meine Gäste und ich sind begeistert von der qualitätsvollen Ausführung der Holzarbeiten durch die Handwerksbetriebe in Uri.» [1]

Vom Gruonwaldbaum zum hochwertigen Gebäude

Der Gruonwald liegt oberhalb von Ausserdorf und Flüelen und nördlich der Eggberge. Er schützt das Siedlungsgebiet auf dem Schwemmkegel bei Ausserdorf neben Flüelen und die Gotthardstrecke vor Hochwasser und Muren des Gruonbaches bei Gewitter- und Starkregenereignissen. [6] Damit seine Schutzwirkung auch gegeben ist, muss gezielt für Nachwuchs gesorgt werden. [7]

Vom Gruonwaldbaum zum hochwertigen Gebäude – Das Wirkungsgefüge der Berglodge37.
© INNOwood 2023 [B1]

Die Berglodge37 ist zu 90 Prozent aus sogenanntem Mondholz gefertigt. 30 Prozent des Holzes, circa 250 Bäume, wurden im nahegelegenen Gruonwald geerntet. [2] Das Gebiet, in dem das Mondholz für die Berglodge geerntet wurde, liegt grösstenteils in steilem Gelände auf einer Höhe von ca. 1’600 Metern über dem Meeresspiegel. Holz aus dieser Höhe ist ein hochwertiges Bergholz, das äusserst robust und langlebig ist.

Was ist «Mondholz»?

Mondholz werden verschiedene positive Eigenschaften zugeschrieben, etwa eine bessere Stabilität, Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge.

Grundsätzlich handelt es sich bei Mondholz um bei uns übliches Holz wie Lärche, Buche oder Fichte. Das Besondere jedoch ist, dass es zu einer bestimmten Zeit geerntet wird, wodurch es spezielle Eigenschaften entwickeln soll. Die sogenannte ‹Saftruhe› spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die Ernte von Mondholz findet zwischen Oktober und März an speziell ausgewählten Tagen statt: während der abnehmenden Mondphase und innerhalb dieser Saftruhe, einer Ruheperiode für die Bäume.

Die Qualitätsvorteile von Mondholz werden als geringere Neigung zu Schwinden und Quellen beschrieben, das heisst, das Holz arbeitet weniger. Mondholz sei stabiler, haltbarer, feuerbeständiger, härter und benötigt weniger Schutzmittel gegen Pilze und Käfer. Einige dieser Effekte sind wissenschaftlich belegt. Die Erklärung dafür liegt in einem höheren Anteil an gebundenem Wasser im Inneren des Holzes, das sich während des Trocknungsprozesses stärker zusammenzieht. [2][8]

Diese hohe Qualität resultiert aus den speziellen Standortbedingungen. Aufgrund der kurzen Vegetationsperiode im Gebirge wegen der niedrigen Temperaturen bilden die Bäume nur schmale Jahresringe. Dieses Holz wird als «feinjähriges Bergholz» bezeichnet. Der Gruonwald bleibt aufgrund seiner kühlen Nordwestlage selten trocken und behält selbst während Trockenperioden Feuchtigkeit, was ein gleichmässiges Wachstum ermöglicht. Ist der Standort gleichzeitig windgeschützt, begünstigt das die Qualität ebenfalls: einerseits durch das gleichmässige Wachstum und andererseits dadurch, dass weniger Harz eingelagert wird. [2]

In der Planung der Berglodge haben der Holzbauunternehmer und der Bauherr die Qualität der Fichten aus dem Gruonwald erkannt und mit ihnen den Wohlfühlort Berglodge37 geschaffen.

Schutz der Gotthardbahn vor dem Wildbach

Der Gruonbach ist ein Wildbach, der im Gruonwald seinen Ursprung hat und sich unmittelbar nördlich des Dorfes Flüelen in den Urnersee ergiesst. Während des Baus der Gotthardbahn, einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung durch die Alpen, musste dieser Wildbach überquert werden.

Die Gotthardbahn wurde im Jahr 1882 eröffnet. Bereits in den ersten Jahren nach ihrer Eröffnung gab es zwei schwere Zwischenfälle, bei denen die Bahnstrecke durch den Gruonbach vollständig zerstört wurde. [6]

Diese Ereignisse waren der Auslöser für umfangreiche Schutzmassnahmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Insbesondere wurden Sperrentreppen und andere Sicherungsstrukturen gebaut, um den Wildbach im Gruontal zu bändigen und die Gefahr von Überschwemmungen und Störungen des Bahnverkehrs zu verringern. Diese Verbauungsmassnahmen am Gruonbach schufen ab den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts auch die Voraussetzungen für die umfangreichere bauliche Nutzung des Schwemmkegels als Bauland für den Ortsteil Ausserdorf von Flüelen. [6][7]

Verjüngter Wald schützt vor Hochwasser

Zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg wurden Massnahmen ergriffen, um das Hochwasserrisiko und die Erdrutschgefahr im Gruontal zu minimieren. In diesem Zeitraum wurde das Weiden von Vieh in den Wäldern im Einzugsgebiet weitgehend untersagt und es wurde umfangreich aufgeforstet. Die entstandenen Wälder, die als Hochwasserschutzwälder angelegt wurden, weisen inzwischen einen erheblichen Vorrat an Bäumen auf. Die dichte Anordnung von älteren Bäumen hat aber die Entstehung von jüngerem Wald erschwert. Damit diese Wälder weiterhin ihre Schutzfunktion erfüllen können, wurde für die dringende Verjüngung der Bestände durch Holzeinschläge gesorgt, das heisst durch gezieltes Fällen von Bäumen. [7]

Ein dichter Waldbestand erschwert die Entstehung von jüngerem Wald.
© Beat Annen

Für die Planung, das Anzeichnen der Bäume und die Bewilligung der für die Berglodge37 gewünschten Holzernte waren der lokale und kantonale Forstdienst verantwortlich. Der Forstdienst begrüsste das Vorhaben sehr, da im Gruonwald für die nachhaltige Verjüngung des Waldes Holzschläge dringend notwendig waren. Die Entnahme des Holzes im Gruonwald konzentrierte sich auf ausgewählte Stellen. Diese Art der Holzernte schuf kleine Freiflächen inmitten des dichten und schattigen Gebirgswaldes, durch die Sonnenlicht und Wärme den Waldboden erreichen konnten. Dieser Ansatz war entscheidend, um auf dieser Höhe die Entwicklung von Jungwald zu fördern. Schon wenige Jahre nach dem Holzeinschlag zeigten sich vielversprechende Anzeichen eines natürlichen Nachwuchses. [7]

Die gezielte Pflege des Gruonwaldes gewährleistet den Schutz für kommende Generationen in Ausserdorf am Tal des Gruonbaches.
© Beat Annen

Der Gruonwald erbringt, indem er genutzt wird, mehrere wichtige Leistungen für die Gesellschaft: Die Verjüngung gewährleistet den Hochwasserschutz für kommende Generationen; das Holz aus dem Gruonwald und seine Verarbeitung durch lokale Unternehmen tragen zur Wertschöpfung in der Region bei und zudem bindet das in der Berglodge37 verwendete Holz Kohlenstoff und trägt somit zum Klimaschutz bei. [7]

Quellen

[1] Bote der Urschweiz (Hrsg.). Zu Besuch in der Berg-Lodge 37: Das alpine Seminarzentrum steht kurz vor der Fertigstellung. In: Bote der Urschweiz 17.06.2023. [Externer Link: https://www.bote.ch/nachrichten/zentralschweiz/zu-besuch-in-der-berg-lodge-37-das-alpine-seminarzentrum-steht-kurz-vor-der-fertigstellung-art-1410826.]

[2] Kanton Uri, Amt für Forst und Jagd AFJ (Hrsg.). │ Berglodge37, Eggberge. Bericht zum Holzbauprojekt. Altdorf, 07.07.2021.

[3] Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Die Berglodge37 wird ausgezeichnet. Bericht zur Verleihung des Labels Schweizer Holz. [Externer Link: https://lignum-zentral.ch/de/151/events/event/111/die-berglodge37-wird-ausgezeichnet/]

[4] Geier, Sonja; Wacker, Pascal; Gallati, Justus; Hanisch, Christoph; Witt, Sabine, Z’Rotz, Jana │ ITC INNOwood. Fachlicher Schlussbericht WHFF-CH-Projekt. 07. Luzern, 30.11.2023. Beilage 1.

[5] Herger, Hermi. Holzbeschaffungsprozess mit regionalem Holz am Beispiel der Berglodge37. Informationen im Rahmen der Arbeitsgruppe Wirtschaft & Innovation im Holzkreislauf Uri. 07.01.2023.

[6] Eggimann, Lukas; Gisler, Franz; Handschin, Walter; Ziegler, Peter; Walker, Toni; Stadler, Peter. Gruontal. Dokumentation. Flüelen, April 2023. [Externer Link: https://www.flueelen.ch/images/01_gemeinde/07_infrastruktur/Brosch%C3%BCre_Gruontal_web.pdf]

[7] Beat Annen. Holz aus dem benachbarten Gruonwald. Erläuterungen des Kantonsoberförsters i. R. 21.08.2023.

[8] Küng Holzbau. Holzpur. [Externer Link: https://www.kueng-holz.ch/de/Holzpur/Obwaldner-Mondholz]

[B1] Bildnachweis Grafik: © CCTP. Fotografin: Sonja Geier / © Martin Reichle / © Berglodge37. Fotograf: Valentin Luthiger / © Beat Annen / © Vroni Annen / © Hermi Herger, Gotthard Holzbau