Obwaldner Kantonalbank

NAV

Beim Neubau des Hauptsitzes der Obwaldner Kantonalbank waren sich alle Beteiligten schnell einig: Sie wollten mit lokalem Holz bauen. Die Ausrichtung an gemeinsamen Werten und definierten Nutzungskriterien sowie die frühzeitige Einbindung aller Beteiligten führten zum Erfolg. Dank der detaillierten Gestaltung und des lokalen Holzes haben die Menschen einen Bezug zum Gebäude.

Ein Bankgebäude aus regionalem Holz verbindet das Gebäude mit der Bevölkerung und verleiht dem Ort eine neue Identität.
© OKB. Foto: Samuel Büttler

Lokales Holz für lokale Identität

«Unser neues Bankgebäude aus Holz? Das könnten wir uns vorstellen!», so beschreibt Bankratspräsident Daniel Dillier die Ausgangslage für die Ausschreibung des Studienwettbewerbs für ihren neuen Hauptsitz im Jahr 2017. Holz war aber keine zwingende Vorgabe, sondern nur eine Option.

Daniel Dillier, Bankratspräsident Obwaldner Kantonalbank:
«Holz wurde nicht explizit ausgeschrieben. Die Variante in Holz hat aber die Jury überzeugt.»
© INNOwood 2023

Im Wettbewerb überzeugte der Entwurf von Seiler Linhart Architekten sowohl die Sach- als auch die Fachjury. Das Konzept des Holzhybridbaues ‹Quadrum› erfüllte die Aspekte der Nutzung lokaler Ressourcen, der Funktionalität und der Modularität und Flexibilität hinsichtlich der Nutzung. Zudem beeindruckte die Jury die mit dem Projekt geschaffene Identität für den Standort.

Daniel Dillier, Bankratspräsident Obwaldner Kantonalbank:
«Das Siegerprojekt überzeugt durch die Nutzung lokaler Ressourcen,
die Funktionalität, Modularität und Flexibilität des Gebäudes.»

© INNOwood 2023

Für das geplante Gebäude sollte vor allem Holz aus den Wäldern Obwaldens genutzt werden, und ansässige Unternehmen sollten die Aufbereitung des Rohstoffs sowie den Bau übernehmen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Umsetzung war, dass sämtliche Beteiligte frühzeitig informiert und in den Planungsprozess eingebunden wurden.

Die frühe Einbindung und Abstimmung der gemeinsamen Wertehaltung für die Errichtung des neuen Bankgebäudes schuf eine ideale Ausgangslage: «Die Sitzung im November 2018 empfand ich als entscheidend für die Erreichung des gemeinsamen Ziels. Alle Beteiligten der Holzkette sassen an einem Tisch. Man spürte sofort: Alle wollten ihren Beitrag zum Gelingen des Bankgebäudes in Obwaldner Holz leisten», erzählt Kantonsoberförster Roland Christen.

Während dieser legendären Sitzung wurde auch der Bedarf an Holz besprochen: 2’800 Kubikmeter Stammholz wurden benötigt, wovon in etwa 1’100 Kubikmeter Eschenholz waren. Auch die Qualitätsanforderungen, Dimensionen, Preise und der Zeitrahmen der Holzlieferungen während der Errichtung wurden in dieser Sitzung bereits diskutiert. [1]

Daniel Dillier, Bankratspräsident Obwaldner Kantonalbank:
«Forstleute, Architekten und Bauherrschaft sassen frühzeitig an einem Tisch zusammen. Das war ein Erfolgsbaustein für die Verwendung von regionalem Holz beim Bau der Obwaldner Kantonalbank.»
© INNOwood 2023

Im Rückblick sind sich alle Beteiligten einig, dass der Schlüssel zum Erfolg einerseits in der direkten Aufnahme des Kontaktes zu den Förstern, Sägereien und Verleimbetrieben lag, um die erforderliche Menge an Holz zu sichern. Andererseits spielten auch separate Werkverträge mit den einzelnen Unternehmen in der Verarbeitungskette eine entscheidende Rolle. Um den Ablauf zu vereinfachen und die weiteren Lieferbedingungen festzulegen, wurde von der Forstbehörde zudem eine Ansprechperson für die Kommunikation benannt. [1]

Patrik Seiler, Seiler Linhart Architekten:
«Es braucht nicht nur regionales Holz, sondern auch das Know-how und die technische Ausstattung regionaler Unternehmen.»
© INNOwood 2023

Die Verwendung des lokalen Holzes hat sich in mehrfacher Hinsicht ausgezahlt. So konnten bei der Errichtung der Obwaldner Kantonalbank 678 Tonnen CO2 gegenüber einem Betonskelettbau eingespart werden [2]. Nicht nur in ökologischer Hinsicht war dies ein Gewinn, auch die lokale Wirtschaft hat profitiert. Denn die für den Bau insgesamt benötigten 2’800 Kubikmeter Stammholz [1] wurden in jedem Schritt bis zur Aufrichte von lokalen und regionalen Unternehmen verarbeitet. [3] Insgesamt wurden circa 70 Prozent der Aufträge an regionale Unternehmen vergeben. [4] Dadurch wurde in der Zentralschweiz eine Wertschöpfung erzielt, die es 13 Personen für ein Jahr ermöglichte, in einem holzverarbeitenden Betrieb beschäftigt zu sein. [5]

Auch der Wald hat schliesslich wieder von seinem Holz profitiert. Denn der Erlös aus der verwendeten Holzmenge deckt ungefähr die Aufwände für die Pflege und Erhaltung einer Waldfläche von bis zu 22 Hektar, was einer Grösse von über 31 Fussballfeldern entspricht. Diese intakte Waldfläche wiederum trägt zu einer jährlichen CO2-Senkenleistung von knapp 45 Tonnen CO2 bei, was mehr als 298’000 Kilometer Autofahrt oder über sieben Umrundungen der Erde entspricht. Gleichzeitig produziert diese Waldfläche netto 67 Tonnen Sauerstoff pro Jahr, was unserer Luft zum Atmen zugutekommt. [5]

Daniel Dillier, Bankratspräsident Obwaldner Kantonalbank:
«Ein Dankeschön an die Obwaldner Forstwirtschaft und alle am Bau Beteiligten.»
© INNOwood 2023

Für Identität und regionale Baukultur

Wo die Bauparzelle der Obwaldner Kantonalbank ‹Im Feld› liegt, treffen klein strukturierte Wohnquartiere aus den 70er- und 80er-Jahren mit grossvolumigen Industriegebäuden aus Beton und Stahl zusammen. Die Entscheidung, Holz als Baumaterial für das Gebäude zu verwenden, wurde massgeblich durch diese Lage beeinflusst. Durch den Einsatz von Holz sollte eine Annäherung an die menschliche Massstäblichkeit erzielt werden. [6]

Patrik Seiler, Seiler Linhart Architekten:
«Mit regionalem Holz wird die Verbindung der Bevölkerung zum Gebäude aufgebaut und dem Ort eine Identität verliehen.»
© INNOwood 2023

Holz wurde als das geeignete Material betrachtet, weil es dem Gebäude eine Dimension und Detaillierung verleiht, die menschliche Massstäbe anspricht und dem Quartier eine spezifische Identität gibt. Architekt Patrick Seiler betont die Bedeutung der Identität für Seiler Linhart Architekten: «In unserer globalen Welt, in der viele Dinge ähnlich aussehen, war es entscheidend, dem Gebäude und dem Quartier eine lokale Identität zu verleihen.» [6]

Das Projekt der Obwaldner Kantonalbank sollte sich also nicht in die Uniformität der globalen Architektur einfügen, sondern über ein Verständnis für die Geschichte der Bank und die regionale Baukultur die Identität der Region betonen. Durch den Einsatz von Holz als Baumaterial soll das Feuer für eine regionale Baukultur in dieser Region entfacht werden. [6]

Patrik Seiler, Seiler Linhart Architekten:
«Mit regionalem Holz soll das Feuer für eine regionale Baukultur entfacht werden»
© INNOwood 2023

Vom Obwaldner Wald zur Bank für die Region

Obwalden verfügt über ausreichende Waldressourcen, um den Bedarf an Holz für ein grosses Bauvorhaben wie die Obwaldner Kantonalbank zu decken: Über 100.000 Kubikmeter Holz, die genutzt werden können, wachsen jährlich im Kanton nach.

Vom Obwaldner Wald zur Bank für die Region – Das Wirkungsgefüge der Obwaldner Kantonalbank.
© INNOwood 2023. [B1]

Als Vorzeigeprojekt demonstriert die Obwaldner Kantonalbank, dass neben Fichte und Tanne auch andere regionale Holzarten für grosse Bauvorhaben genutzt werden können, beispielsweise die Esche. So wurden etwa für das Tragwerk und die Fassade Fichtenholz, aber auch Eschenholz verbaut [4]. Die Esche eignet sich für tragende Bauteile, weil sie ein zähes und festes Holz mit guten Biegeeigenschaften hat. Fussböden oder andere beanspruchte Oberflächen können von der hohen Abriebfestigkeit profitieren. Die Esche ist somit ein wunderbarer Baum für die Tragstruktur und Oberflächen in der Kantonalbank.

Roland Christen, Leiter Amt für Wald und Landschaft / Kantonsoberförster, Kanton Obwalden:
«Mit regionalem Holz in diesen Dimensionen bauen – kein Problem!»
© INNOwood 2023, Fotos: [V1]

Im Obwaldner Wald tritt die Esche eher vereinzelt oder in kleineren Gruppen auf. Man spricht damit von einer nicht flächig vorhandenen und nicht bestandsbildenden Baumart. Um sie nachhaltig nutzen zu können, ist eine sorgfältige Planung und Auswahl der Bäume entscheidend, wobei besonders die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt werden müssen. Dank der frühen Ankündigung, welche Holzdimensionen und Qualitäten für den Bau des OKB-Hauptsitzes benötigt werden, nahmen die Forstbetriebe die Eschen im Rahmen der geplanten Holzschläge fast beiläufig mit. Sie mussten nicht kostenaufwändige separate Holzschläge nur wegen des benötigten Eschenholzes ausführen. Aus allen Obwaldner Gemeinden wurden dabei Eschen für den Bau des OKB-Hauptsitzes geliefert. Damit haben alle Gemeinden einen Teil zum Gelingen des Gebäudes beigetragen. Das gezielte Vorgehen für das Projekt zeigt einmal mehr den sorgsamen Umgang mit der Ressource ‹Holz›. [3]

Roland Christen, Leiter Amt für Wald und Landschaft / Kantonsoberförster, Kanton Obwalden:
«Bei der Esche sind wir gezielt vorgegangen, um die gewünschte Qualität in der erforderlichen Menge zur Verfügung zu stellen.»
© INNOwood 2023

Ein Beitrag zum klimafitten Wald in Obwalden

Innerhalb von fünf Jahren soll der Obwaldner Wald das für die Bauarbeiten benötigte Holz zurückbekommen. Das hat die OKB im Sinne einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Diese Initiative möchte einen ökologischen Ausgleich für den Eingriff in den Wald schaffen und langfristig zur Gesundheit und Resilienz des Waldes beitragen. [7]

Dafür hat die OKB das Amt für Wald und Landschaft in Kooperation mit den Obwaldner Forstbetrieben beauftragt, 1’200 klimafitte Bäume zu setzen. Die ausgewählten Baumarten sollen den zukünftigen klimatischen Bedingungen, insbesondere wärmeren Temperaturen und trockeneren Verhältnissen, standhalten. Zu den ausgewählten Baumarten gehören Eiche, Linde, Tanne, Lärche und Kastanie.

Daniel Dillier, Bankratspräsident Obwaldner Kantonalbank:
«1’200 neue Bäume werden dem Obwaldner Wald wieder zurückgegeben.»
© INNOwood 2023

Die Bäume werden in verschiedenen Obwaldner Gemeinden an Standorten im Wald gepflanzt, wo Samenbäume dieser Baumarten derzeit fehlen. Dieser gezielte Einsatz von klimafitten Baumarten und die Auswahl passender Standorte tragen dazu bei, die Waldgesundheit und Biodiversität zu fördern. Zugleich wird die Anpassungsfähigkeit des Waldes an den Klimawandel verbessert.

Damit diese neu gepflanzten Bäume erfolgreich heranwachsen und nicht durch Wildtiere beeinträchtigt werden, sind zusätzliche Schutzmassnahmen vorgesehen. [1]

Die Sorge um die Esche

Die Verwendung der Esche für das Bankgebäude hat zu einigen kritischen Stimmen geführt. Es wurden Bedenken geäussert, ob ausreichend Eschenholz verfügbar ist und ob die Nutzung nachhaltig ist. Diese Sorge wurde durch die Eschenwelke genährt, die viele Eschen im Wald bedroht. Die Eschenwelke ist ein Pilzbefall, der zum Absterben vieler Eschen führt, was auch die Verfügbarkeit des Holzes beeinträchtigt. [3]

Die Forstleute haben diese Bedenken berücksichtigt: Viele der im Wald stehenden Eschen entsprechen nicht den Anforderungen an die Grösse und Qualität. Die Eschen wurden daher zielgerichtet und sorgfältig ausgewählt, um eine nachhaltige Holznutzung zu gewährleisten. Die Abnahme des Holzes zu einem fairen Preis kommt den lokalen Wäldern zugute und leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung. [3]

Quellen

[1] Christen, Roland. Ansprache zur Besichtigung der OKB. Brünig Forum Holz und Wirtschaft. Sarnen, 25.03.2022.

[2] Angabe OKB gemäss CO2-Institut.

[3] Christen, Roland. Interview geführt von Jara Malevez. Sarnen, 24.08.2023.

[4] Lieber, Susanne. Perfektes Investment. In: First 01/2022. S. 6–14.

[5] Geier, Sonja; Wacker, Pascal; Gallati, Justus; Hanisch, Christoph; Witt, Sabine, Z’Rotz, Jana │ ITC INNOwood. Fachlicher Schlussbericht WHFF-CH-Projekt. 2021.07. Luzern, 30.11.2023. Beilage 1.

[6] Seiler, Patrik. Interview geführt von Jara Malevez. Sarnen, 24.08.2023.

[7] Dillier, Daniel. Interview geführt von Jara Malevez. Sarnen, 24.08.2023.

[8] Jakober, Roland. Erläuterungen im Rahmen des INNOwood Herbstworkshops. Sarnen, 26.10.2022.

[9] Neubau Bankhauptsitz ‹Quadrum›. Abgerufen am 15.10.23, 8:00.

[10] Obwaldner Kantonalbank baut Hauptsitz aus Holz. Medienmitteilung. Sarnen, 30.10.2017.

[11] Obwaldner Kantonalbank informiert Anwohner über Neubauprojekt. Medienmitteilung. Sarnen, 30.10.2018.

[12] Der Spatenstich ist erfolgt. Medienmitteilung. Sarnen, 25.06.2019.

[13] Nach rund zweijähriger Bauzeit: Der neue Hauptsitz der OKB ist in Betrieb. Medienmitteilung. Sarnen, 31.08.2021.

[14] Baechinger, Priska. Einheimisch – sympathisch – nachhaltig. Neuer Hauptsitz für die Obwaldner Kantonalbank in Sarnen. In: Immobilien im Blickpunkt 2/2022. S. 47–49.

[B1] Bildnachweis Grafik: © Seiler Linhart Architekten. Fotograf: Rasmus Norlander / © Roland Christen / © Fachstelle für Gebirgswaldpflege. Fotograf: Raphael Schwitter / © CCTP 2023. Video: Jara Malevez / © OKB. Daniel Dillier

[V1] Fotos: © Seiler Linhart Architekten. Fotograf: Rasmus Norlander