Ein Ort für Erholung und Freizeit

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Der Wald ist ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen und er ist für alle frei zugänglich. Damit der Wald als Ort für Erholung und Freizeit genutzt werden kann, wird er gezielt gepflegt. Dies verursacht Waldeigentümerinnen und Waldeigentümern Kosten, die gedeckt werden müssen.

Zeit im Wald gemeinsam mit der Familie und Freunden geniessen.
© Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Foto: Roberto Conciatori, Luzern

Ein Waldbesuch tut gut

Erholung und Entspannung bei einem Spaziergang mit der Familie oder dem Hund, Sport und Abenteuer beim Joggen und Biken sowie Inspiration für Kultur und Kunst, Spiritualität oder Religion oder gar Waldbestattungen. Der Wald hat für die Schweizer Bevölkerung insgesamt einen sehr hohen Stellenwert. Er dient den Menschen als Raum für Erholung und Freizeit und bietet vielfältige Leistungen.

Natur, gute Luft und Stressabbau

Der Wald wird häufig besucht: 95 Prozent der Bevölkerung nutzen den Wald zumindest gelegentlich.[1] 39 Prozent der Menschen besuchen mindestens einmal im Monat den Schweizer Wald. Die wichtigsten Gründe dabei sind, die Natur zu erleben und die gute Luft zu geniessen sowie aus dem Alltag zu entfliehen oder etwas für die Gesundheit zu tun. Viele Menschen gehen im Wald spazieren und wandern, einige nehmen den Hund mit, joggen, fahren mit dem Fahrrad. Andere geniessen die Ruhe, beobachten die Natur oder treffen sich, um zu picknicken, grillieren oder Feste zu feiern. Regelmässig führt das Bundesamt für Umwelt BAFU dazu eine Umfrage durch und untersucht das Verhältnis der Schweizer Bevölkerung zum Wald. Die folgende Grafik gibt einen detaillierten Überblick über die vielfältigen Aktivitäten, die Jugendliche und Erwachsene im Wald ausüben.

Aktivitäten der Schweizerinnen und Schweizer im Wald.
© INNOwood 2023, Quelle: WaMos 3 [1]

Nach einem Waldbesuch fühlen sich viele Menschen entspannter und zufrieden. Der Aufenthalt in der Natur wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus und fördert das Gefühl von Ruhe und die gute Laune. Das tut dem Blutdruck gut und baut Stresshormone ab. Besonders in einer zunehmend virtuellen und digitalen Welt schafft ein Waldbesuch Ausgleich. Die Einschränkungen in der Zeit der Corona-Pandemie haben diesen Trend verstärkt und vielen Menschen auch bewusster gemacht.

Folge 4 aus der Serie Waldwelt Schweiz von SRF school: Wie nutzt der Mensch den Wald?

Verschiedene Besuchsmuster in Stadt und Land

Wie die Menschen den Wald nutzen, hängt auch davon ab, ob sich der Wald in der Nähe einer grossen Stadt oder in einer ländlichen Region befindet. Hier unterscheiden sich insbesondere die Dauer und Häufigkeit der Besuche. [1] Städtische Wälder werden öfter besucht, die Menschen verweilen jedoch eine kürzere Zeit. Häufig kommen beispielsweise Personen mit ihren Hunden für einen kurzen Spaziergang in den Wald. In ländlichen und agglomerationsnahen Gemeinden hingegen besuchen die Menschen den Wald weniger oft, dafür bleiben sie länger, wenn sie sich zum Beispiel mit anderen Menschen treffen oder im Wald picknicken.

Konflikte und friedliches Miteinander

In einem multifunktionalen Wald finden mehrere Nutzungen statt, die gemeinsam und auch im Einklang mit dem Ökosystem ‹Wald› funktionieren müssen. Es braucht die Rücksicht aller Waldbesuchenden und gezielte Lenkungsmassnahmen, damit ein friedliches Miteinander möglich ist.

Biken und Wandern auf einem gemeinsamen, vielleicht sogar schmalen Weg ist nicht immer ganz einfach. Konfliktpotenzial besteht dabei einerseits zwischen verschiedenen Nutzungen des Waldes, aber auch zwischen den Menschen und dem Lebensraum von Pflanzen und Tieren. Zum Beispiel können Wildtiere gestört oder Pflanzen zertrampelt werden. Auch das Nebeneinander von Erholungs- und Freizeitnutzung und der Holzernte ist nicht immer konfliktfrei.

Um ein friedliches Miteinander zu fördern, werden verschiedene Massnahmen umgesetzt. Zum Beispiel werden die Besuchsströme durch die Verlegung von Wegen, Informationsmassnahmen oder in besonderen Fällen auch durch Verbote und Einzäunungen gesteuert.

Angebote schaffen statt Verbote aussprechen

Konflikte zwischen verschiedenen Waldnutzenden werden aber in erster Linie, wo immer möglich, durch spezifische Angebote gelöst. Dies können zum Beispiel Biketrails oder Reitwege sein. Nur falls dies nicht ausreicht, sind auch Fahr-, Reit- oder Betretungsverbote möglich.

Roland Wüthrich, Leiter Amt für Forst und Jagd / Kantonsforstmeister, Kanton Uri:
«Wir Forstleute pflegen den Wald so, dass die Bevölkerung im Wald spazieren, biken und anderen Erholungsaktivitäten nachgehen kann. Ziel ist es, dass der Wald auch für kommende Generationen als wertvoller Lebensraum erhalten bleibt.»
© INNOwood 2023, Fotos: [V1]

Belastungen für Pflanzen und Tiere

Die Freizeitnutzung wirkt sich auch auf das Ökosystem ‹Wald› und den Lebensraum für Pflanzen und Tiere aus. Abfall und Vandalismus oder zu viele Besuchende stellen eine Beeinträchtigung dar. Jeder Aufenthalt, jedes Feuer, jede Lärmquelle hat Einfluss auf Pflanzen und Tiere und deren Lebensraum. Je nach Intensität und Dauer des Einwirkens entstehen unterschiedliche Belastungen. Zum Beispiel sind die Waldlebewesen besonders empfindlich, wenn sie Jungtiere haben. [3]

Gutes Beispiel im Bodenwald im Kanton Uri

Reiten, Biken, Joggen, ein Familienausflug an einer Grillstelle im Wald und dabei Frösche und Libellen im Amphibienbiotop beobachten. Im Bodenwald, der im Gebiet der beiden Urner Gemeinden Attinghausen und Seedorf liegt, ist dies möglich. Dort wurde ein attraktives Erholungsgebiet für die regionale Bevölkerung geschaffen, welches aber auch viele überregionale Gäste anzieht.

Das Agglomerationsprogramm ‹Unteres Reusstal› gab den Ausschlag für die Entwicklung des Nutzungskonzeptes, um den Bodenwald als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung attraktiv zu gestalten. Es wurden unterschiedliche Nutzungsgebiete definiert, Angebote statt Verbote geschaffen und ein notwendiger Hochwasserdamm zur Lenkung der Besucherströme genutzt.

Viele Jahre fachkundige Waldpflege durch den Forstbetrieb Attinghausen–Seedorf und den kantonalen Forstbetrieb haben den stabilen und artenreichen Wald hervorgebracht, der auch gegenüber der Klimaveränderung gewappnet ist. Ab Ende der 1980er-Jahre wurde ein schrittweiser Umbau von einem fast reinen Nadelholzbestand hin zu einem für die Erholungsnutzung geeigneten artenreichen Laubholzbestand vorangetrieben. Strukturvielfalt mit genügend Nachwuchs war das Ergebnis. Die Grundlage dafür war der ‹Waldentwicklungsplan Uri›, der im Bodenwald der Erholungsnutzung den Vorrang vor der Natur- und Lebensraumfunktion und der Holznutzung gab. [2]

Immer häufiger treten Konflikte auf, die sich um die Frage drehen, inwieweit der Wald genutzt oder nicht genutzt werden soll, insbesondere zugunsten des Natur- und Landschaftsschutzes. Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass Bäume stehen gelassen oder als sogenanntes Totholz oder Biotopbäume erhalten werden. [4] Solche Massnahmen sind von besonderem Wert für die Waldbiodiversität. Einige Waldbesuchende betrachten die Holzernte und erforderlichen Pflegemassnahmen in diesem Zusammenhang kritisch. Dies geschieht besonders oft in stadtnahen Gebieten, die intensiv von Menschen zur Erholung und für Freizeitaktivitäten genutzt werden. Försterinnen und Förster als ‹Baummörder› zu bezeichnen, ist jedoch nicht gerechtfertigt, wenn man bedenkt, wie wichtig Nutzung und Pflegemassnahmen sind und dass in Schweizer Wäldern derzeit weit mehr Holz nachwächst, als tatsächlich genutzt wird.

Der Preis der Erholungsnutzung

«Der Wald steht in der Schweiz allen Menschen frei zur Verfügung und bringt einen hohen gesellschaftlichen Mehrwert. Die Kosten für die Waldbewirtschaftung sind je nach Art und Ausmass der Freizeitnutzungen hoch, wobei diese kaum vollständig durch den Erlös des Holzverkaufs gedeckt werden können», so Roland Wüthrich, Kantonsforstmeister Kanton Uri.

In der Schweiz gilt das freie Betretungsrecht des Waldes. Der Wald steht somit als öffentliches Gut zur Verfügung, das heisst, alle Menschen haben freien Zugang zum Wald und müssen dafür nichts bezahlen.

Öffentliche Güter

Öffentliche Güter sind gemeinschaftlich nutzbar, das heisst, die Nutzung durch einzelne Menschen oder Gruppen beeinträchtigt nicht die Nutzung durch andere. Es ist nicht möglich jemanden von der Nutzung auszuschliessen. Im Vergleich zu privaten Gütern, über die der Marktmechanismus entscheidet, liegt bei öffentlichen Gütern eine Kollektiventscheidung zugrunde. [5]

Der Gesellschaft ist oftmals bewusst, dass der Wald vielen Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet, Siedlungen und Infrastrukturen vor Naturgefahren schützt und Sauerstoff produziert. Hingegen ist weniger bekannt, welchen Wert der Wald damit für die Erholung und Freizeit schafft.

Die Kosten sind oftmals ungedeckt

Alle diese Erholungsleistungen stehen der Bevölkerung frei zugänglich und gratis zur Verfügung, obwohl der Wald ihnen nicht gehört. Die öffentlichen und privaten Eigentümerinnen und Eigentümer des Waldes haben keine gesetzliche Pflicht, den Wald zu pflegen. Es ist ihre Entscheidung, in welchem Zustand der Wald für Erholung und Freizeitaktivitäten zur Verfügung steht. Im Gegensatz zur Schutzwaldpflege sind die Kosten zur Pflege des Erholungswalds oftmals nicht durch Beiträge der öffentlichen Hand gedeckt. Viele Waldeigentümer und -eigentümerinnen fühlen sich aber ihrem Wald verpflichtet, tragen dafür Sorge und pflegen den Wald entsprechend.

Das derzeitige System sieht es vor, dass die Waldeigentümer und -eigentümerinnen die Kosten durch den Erlös aus dem Holzverkauf abdecken. Aber dies gelingt nicht immer. Mit tiefen Preisen für das verkaufte Holz, einem hohen Konkurrenzdruck durch ausländisches Holz und steigenden Löhnen wird dies wirtschaftlich immer schwieriger. Deshalb können Waldeigentümer und -eigentümerinnen die für Erholung und Freizeit gewünschten Leistungen im Wald nur erbringen, wenn die Gesellschaft diese auch angemessen entschädigt, zum Beispiel den Aufwand für Kontrolle und Entfernen instabiler Bäume oder den Unterhalt von Wegen, Sitzbänken oder Feuerstellen.

Waldpflege schafft Sicherheit

Dass der Wald bewirtschaftet und gepflegt werden muss, damit er vor Naturgefahren schützen kann, ist vielen bekannt. [1] Die Nutzung des Waldes für Erholung und Freizeit erfordert aber ebenfalls eine regelmässige und gezielte Waldpflege.

Auch die Erholungsfunktion bedingt eine besondere Waldpflege. Es braucht Eingriffe, welche die Baumartenvielfalt begünstigen. Die Baumartenvielfalt unterstützt die Biodiversität und stärkt die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber Störungen. Für die Erholungsnutzung bereichert die Vielfalt auch das Naturerlebnis und bietet eine attraktive Kulisse, die als ästhetisch empfunden wird.

Eine weitere wichtige Aufgabe in der Waldpflege ist die sogenannte Sicherheitsholzerei zur Verminderung von Gefahren durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste. In stark genutzten Erholungswäldern wie beispielsweise dem Bodenwald im Kanton Uri kontrollieren die zuständigen Försterinnen und Förster den Wald jährlich auf Bäume, welche ein Sicherheitsrisiko darstellen. In den eher naturbelassenen Bereichen fördern sie wertvolle Baumbestände und greifen nur gezielt zur Arten- und Strukturförderung ein.

Die Arbeiten für diese forstlichen Massnahmen erfolgen möglichst im Winter, um die Erholungsnutzung aber auch Flora und Fauna wenig zu stören. Zudem ist der hohe Aufwand für Absperrungen bei Eingriffen geringer, wenn weniger Menschen den Wald besuchen.

Alle diese Arbeiten und Pflegemassnahmen sorgen dafür, dass wir den Wald für unsere Erholung und Freizeitaktivitäten nutzen können. Der Wert der Erholungsleistung des Waldes wird immerhin auf 2 bis 4 Milliarden Franken pro Jahr geschätzt. [6] Die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer stellen ihren Wald unentgeltlich für die Erholungs- und Freizeitnutzung zur Verfügung. Nicht immer reicht der Erlös aus dem Holzverkauf dabei für die aufwändigen Massnahmen aus.

Quellen

[1] BAFU (Hrsg.) │ Der Wald aus Sicht der Schweizer Bevölkerung. Ergebnisse der dritten Bevölkerungsumfrage Waldmonitoring soziokulturell (WaMos 3). Bundesamt für Umwelt, Bern. 2022. Umwelt-Wissen Nr. 2212.

[2] Kanton Uri, Amt für Forst und Jagd (Hrsg.) │ Nutzungskonzept Bodenwald. Attinghausen / Seedorf. Interner Schlussbericht vom 14. Mai 2019.

[3] Röösli, Bruno │ Wald und Holz sind zukunftsweisend. In: Haus des Holzes. Zukunftsweisendes Bauen mit Holz. Sursee. 2024. S. 31-41.

[4] Bürgi, Anton │ Holzproduktion im Schweizer Wald: Potential und Nutzungskonflikte. In: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (Hrsg.), Der multifunktionale Wald – Konflikte und Lösungen. Forum für Wissen. S. 15-21.

[5] Bernasconi Andreas., Schroff Urs │ Freizeit und Erholung im Wald. Grundlagen, Instrumente, Beispiele. Umwelt-Wissen Nr. 0819. Bundesamt für Umwelt, Bern. 2008. S. 32, 64.

[6] WaldSchweiz (Hrsg.) │ Freizeit und Erholung im Wald.

[V1] Fotos: © Jara Malevez / © Roland Wüthrich / © Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Fotograf: Roberto Conciatori, Luzern.