Jährlich wachsen im Schweizer Wald rund 10 Millionen Kubikmeter Holz nach. Davon werden rund zwei Drittel genutzt. Die Nutzung des lokalen Holzes bietet Arbeitsplätze im Wald und in der Holzverarbeitung und leistet einen Beitrag zur Bewirtschaftung des Waldes. Dass die Nutzung des Rohstoffs ‹Holz› wichtig ist für den Erhalt und die Pflege unserer Wälder, ist uns im Vergleich zu den anderen Waldleistungen meist weniger bewusst.
Wem der Wald gehört
Dass wir den Wald besuchen und frei betreten dürfen, ist in der Schweiz gesetzlich verankert, es gilt das freie Betretungsrecht. Der Wald steht somit als öffentliches Gut zur Verfügung, das heisst, alle Menschen haben freien Zugang zum Wald und müssen dafür nichts bezahlen.
Dabei ist vielen nicht bewusst, dass der Wald auch jemandem gehört. Etwa ein Drittel der Waldfläche in der Schweiz ist im Besitz von Privatpersonen, zwei Drittel gehören unterschiedlichen Institutionen der öffentlichen Hand. Das sind der Bund, Kantone, Gemeinden aber auch Korporationen oder Bürgergemeinden.
Grundsätzlich sind Waldbesitzende nicht gezwungen, ihren Wald zu pflegen. Im Schutzwald ober bei Gefährdung von Infrastrukturen hingegen können die Kantone einen Minimalunterhalt verlangen, der dafür finanziell abgegolten wird. Im Gegensatz dazu sind die Kosten für Erhalt oder Pflege eines Erholungs- oder Nutzwaldes oftmals nicht durch Beiträge der öffentlichen Hand gedeckt. Das derzeitige System sieht vor, dass die Waldeigentümer und -eigentümerinnen in diesem Fall die Kosten aus dem Erlös des Holzverkaufs abdecken.
Holzverkauf ermöglicht Waldpflege
Damit der Wald alle seine Leistungen erbringen und sich auch dem Klimawandel anpassen kann, muss er vital und stabil sein. Dazu muss er gepflegt und erhalten werden. Die Nutzung von lokalem Holz liefert wichtige Einnahmen, um die Kosten dafür abzudecken.
Die Nutzung von regionalem Holz, beispielsweise beim Bau eines Gebäudes, leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass der Wald erhalten und gepflegt werden kann. Wird das Holz aus den regionalen Wäldern genutzt, stehen die Mittel für Erhalt und Pflege direkt den lokalen Waldeigentümer und -eigentümerinnen zur Verfügung.
Die Massnahmen für einen stabilen und vitalen Wald sind oft aufwändig und kostenintensiv. Die Holzernte gestaltet sich je nach örtlicher Gegebenheit schwierig. Oft wird nur ein Teil dieser Massnahmen aus dem Erlös des Holzverkaufs gedeckt.
Bewusstsein für regionales Holz
Je mehr lokales Holz verwendet wird, umso mehr Wert wird in der Region generiert und umso besser kann der Wald gepflegt werden. Denn so sind die Absatzkanäle für das lokale Holz gesichert – und dadurch auch die Erträge für die Holzwirtschaft. Je besser der Wald gepflegt wird, umso besseres Holz liefert er wiederum.
Mittlerweile ist es vielen Bauherrinnen und Bauherrn wichtig, dass das Holz aus dem regionalen Wald kommt und die Verarbeitung des lokalen Holzes auch in der Region Wert schafft. Für die Berglodge37 wurden beispielsweise 30 Prozent des Holzes direkt aus dem benachbarten Gruonwald gewonnen. Mit einer mobilen Säge wurde das Holz noch vor Ort verarbeitet und musste so nicht aufwändig in eine entfernte Sägerei transportiert werden. Beim Tierparkturm in Goldau kam nahezu das gesamte Holz aus dem Sichtbereich des Turmes.
Entscheidungen am Ende der Wertschöpfungskette
Der Wille und die Entscheidung am Ende der Wertschöpfungskette sind ausschlaggebend dafür, ob genügend Ressourcen für die Pflege und den Erhalt des Waldes vor der eigenen Haustür zur Verfügung stehen. [2] Die Entscheidungen der Konsumierenden darüber, ob und welche Holzprodukte sie kaufen, beeinflussen direkt die Nachfrage nach lokalem Holz. Ebenso können Unternehmen und Herstellende in ihrer Beschaffungspolitik die Nachfrage nach regionalem Holz erhöhen. So fördern sie die regionale Wertschöpfung und reduzieren umweltbelastende Transporte aus anderen Regionen.
Denn die Verwendung des Holzes aus regionalen Wäldern und die lokale Weiterverarbeitung in regionalen Unternehmen verkürzen Transportwege und reduzieren damit CO2-Emissionen im Verkehr. Zusätzlich werden die lokalen Betriebe unterstützt, die Arbeitsplätze erhalten und der Bezug der Bevölkerung zum lokal produzierten Rohstoff gestärkt. [1]
Holzverarbeitung auf allen Absatzstufen
«Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, den unsere regionalen Wälder zur Verfügung stellen und der lokal nachhaltig genutzt werden kann. Welches Holz wir verwenden, entscheiden wir alle. Die Verwendung von lokalem Holz ermöglicht eine lückenlose Verarbeitung in der Region.» So erläutert Pirmin Jung, Bauherr vom ‹Haus des Holzes› in Sursee, seine Motivation, auf die Verarbeitung in regionalen Unternehmen zu achten.
Im Schweizer Wald wachsen jährlich rund 10 Millionen Kubikmeter Holz nach. Das ist jede Sekunde ein Holzwürfel mit einer Kantenlänge von fast 70 x 70 Zentimeter. Vom jährlichen Zuwachs werden aktuell allerdings nur rund zwei Drittel genutzt. [1]
Lokale und regionale Weiterverarbeitung
Das Holz aus regionalen Wäldern kann in vielen Bereichen in der lokalen Bau- und Handwerksindustrie verwendet werden. Verarbeitet wird es über mehrere Absatzstufen: vom Forstbetrieb mit der Ernte über die Sägerei bis hin zu unterschiedlichen holzverarbeitenden Unternehmen. Indem lokale Unternehmen und Gemeinden auf regionales Holz zurückgreifen, schaffen sie lokale Arbeitsplätze und stärken die lokale Verarbeitung. Die Verarbeitung beginnt aber schon im Wald bei den Waldeigentümern und -eigentümerinnen und Forstfachleuten. Nach der Holzernte wird das Holz in der Sägerei zugeschnitten und dann getrocknet, geleimt und vorgefertigt, bis schlussendlich Produkte wie Fenster, Möbel oder ganze Gebäude hergestellt werden.
Umsätze und Löhne in der Region schaffen
Zentrale Kennzahlen für die regionale Wirtschaft sind die Bruttowertschöpfung und die Anzahl Arbeitsplätze, die durch diese geschaffen werden können. Unternehmen tragen durch ihre Tätigkeiten zur Bruttowertschöpfung in einer Region bei. Zum Beispiel berechnet die Schreinerin, wie viel sie an Material, Arbeitsstunden oder Strom an Maschinen verbraucht. Danach verkauft sie das Möbelstück zu einem bestimmten Preis. Der Unterschied zwischen den Kosten der Schreinerin und dem Verkaufspreis entspricht ungefähr der Bruttowertschöpfung. Das Material und die weiteren Kosten entsprechen den Vorleistungen.
Bruttowertschöpfung
Die Bruttowertschöpfung entspricht dem Umsatz eines Unternehmens, abzüglich der eingekauften Vorleistungen. Vorleistungen sind Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen, die ein Unternehmen von einem anderen Unternehmen bezieht.
Zum Beispiel wird das Holz, das die Sägerei aus dem Wald bezieht, als Vorleistung bezeichnet. Der Wert, den die Sägerei erwirtschaftet, entspricht grob gesagt der Arbeit, welche die Sägerei in die Weiterverarbeitung des Holzes steckt. Ein grosser Teil der Bruttowertschöpfung entspricht in der Regel den ausbezahlten Löhnen der Arbeitnehmenden und den Kosten für Investitionsgüter (bzw. den Abschreibungen).
Höhere Wertschöpfung durch lokales Holz
Indem eine Bauherrschaft ein Holzgebäude errichtet, entsteht die Nachfrage nach Holz aus dem Wald. Der Bau des Holzhauses ermöglicht es der Sägerei, der Holzverarbeitung und den Försterinnen und Förstern, das gewünschte Holz zur Verfügung zu stellen. All diese Schritte generieren Wertschöpfung und Arbeitsplätze.
Für die regionale Wertschöpfung ist entscheidend, woher das Holz kommt, zum Beispiel von welcher Sägerei das Holz für ein Möbelstück bezogen wird. Kauft nämlich die Schreinerei ausländisches Holz ein, fliesst das Geld für das Holz ins Ausland. Die Arbeit der Sägerei wird dann im Ausland geleistet. Das wird als Abfluss bezeichnet und generiert keine Wertschöpfung in der Region. Wenn das Holz für das Möbelstück aus der Region bzw. aus der Schweiz gekauft wird, so bleibt die Wertschöpfung in der Region bzw. in der Schweiz.
Lokales Holz schafft Arbeitsplätze
Neben der generierten Wertschöpfung interessiert die regionale Wirtschaft immer auch die Beschäftigungswirkung, das heisst, wie viele Personen dank des Projekts für ein Jahr in Vollzeit arbeiten können. Bei Verwendung von lokalem Holz werden in der Region Arbeitsplätze entlang der gesamten Verarbeitung geschaffen, zum Beispiel in der Waldarbeit, lokalen Sägereien oder Holzbaubetrieben.
Die Forst- und Holzwirtschaft sorgt in der Schweiz für 0.7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Gesamtschweizerisch sind knapp 6’200 Personen in der Forstwirtschaft und über 80’000 Personen in der Holzwirtschaft beschäftigt. [3] Die Ressource ‹Holz› ist auch in der Zentralschweiz von Bedeutung. So zählten im Jahr 2017 rund 15’767 Personen (Vollzeitäquivalente VZÄ) und 2’371 Betriebe zur Zentralschweizer Holzbranche. In der Forstwirtschaft sind es 620 Beschäftigte und 153 Betriebe. Die Zentralschweizer Holzbranche generiert über direkte und indirekte Effekte jährlich schätzungsweise eine Gesamtwirkung von 3’471 Millionen Franken Wertschöpfung. [4]
Holznutzung und Biodiversität hängen zusammen
In der Schweiz ist eine nachhaltige Waldpflege mit naturnahem Waldbau gesetzlich verankert und damit verpflichtend. Die Förderung und Erhaltung der Wälder als vielseitige Ökosysteme und Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen bilden ein wichtiges Anliegen der Öffentlichkeit. [5]
Das Bundesgesetz über den Wald (WaG) [9] und die jeweiligen kantonalen Waldgesetze sehen vor, dass die Bewirtschaftung der Wälder nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit erfolgen muss. Dies bedeutet, dass Holz und Wald so genutzt werden müssen, dass die ökologische, soziale und wirtschaftliche Funktion des Waldes dauerhaft erhalten bleibt und zukünftige Generationen die gleichen Vorteile und Möglichkeiten haben wie die heutigen.
Forstleute sorgen für nachhaltige Pflege
Indem sie Wälder pflegen und schützen, spielen die Försterinnen und Förster eine wichtige Rolle für die Förderung der Biodiversität und den Erhalt der ökologischen Vielfalt. Sie arbeiten nach dem Grundsatz der nachhaltigen Bewirtschaftung, um sicherzustellen, dass die Wälder ihre ökologischen Funktionen langfristig erfüllen können.
Dazu gehört, Mischwälder mit verschiedenen Baumarten zu schaffen und zu erhalten. Mischwälder sind natürlicherweise artenreicher und bieten Pflanzen und Tieren eine breite Palette an Lebensräumen. Die Forstleute setzen sich für den Schutz und die Erhaltung von speziellen Biotopen und Schutzgebieten ein, die für seltene oder gefährdete Arten von besonderer Bedeutung sind. Sie führen regelmässige Inventarisierungen und Monitoring-Programme durch, um die Artenvielfalt und den Zustand der Wälder zu überwachen. Dadurch können sie gezielte Massnahmen ergreifen, um die Biodiversität zu fördern und eventuell auftretenden Problemen entgegenzuwirken.
Försterinnen und Förster kommunizieren auch mit der Öffentlichkeit über ihre Anliegen. Und sie arbeiten eng mit Forschungseinrichtungen zusammen, um neue Erkenntnisse und innovative Methoden zu entwickeln, die den Schutz und die Förderung der Biodiversität in den Wäldern unterstützen.
Die Forstfachleute in der Schweiz tragen eine grosse Verantwortung: Mit ihrem Engagement, Fachwissen und ihrer praktischen Arbeit helfen sie, die Natur zu schützen und die vielfältigen Lebensräume für zukünftige Generationen zu sichern. Sie wissen, dass eine integrierte Waldbewirtschaftung, die wirtschaftlichen Interessen mit dem Schutz der Biodiversität in Einklang bringt. Das ist entscheidend, um langfristig die Waldleistungen für die Gesellschaft sicherzustellen.
Quellen
[1] WaldSchweiz. │ Holzproduktion. Version 2022.1. [Externer Link: ]
[2] WaldSchweiz (Hrsg.) │ Rohstoff Holz. Abgerufen am 24.11.2023.
[3] Bundesamt für Umwelt BAFU (Hrsg.) │ Jahrbuch Wald und Holz 2022. Bern. Umwelt-Zustand Nr. 2225. S.87.
[4] Z’Rotz, Jana, Hanisch, Christoph und Egli, Hannes │ Branchenspiegel Holzwirtschaft Zentralschweiz. Hochschule Luzern – Wirtschaft, Institut für Betriebs- und Regionalökonomie IBR. Schlussbericht zu Händen der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Luzern, 2020.
[5] Bundesamt für Umwelt BAFU │ Unser Wald. Überraschend vielfältig. Kampagne 2020–2021.
[6] WaldSchweiz | Biodiversität im Wald. Abgerufen am 24.11.2023.
[7] Bundesamt für Umwelt BAFU │ Wald – Ort der Vielfalt, Ort der Biodiversität. In: Unser Wald. Überraschend vielfältig. Kampagne 2020–2021.
[8] Bundesamt für Umwelt BAFU │ Abenteuer Vielfalt – willkommen im Wald! 27.04.2021.
[9] Bundesgesetz über den Wald (Waldgesetz WaG) vom 4. Oktober 1991 (SR 921.01).
[V1] Fotos: © Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Fotograf: Roberto Conciatori, Luzern.
[V2] Fotos: © Roland Wüthrich.
[V3] Fotos: © Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz. Fotograf: Roberto Conciatori, Luzern.